Lernen Sie hier, was Fremdkapital im Zusammenhang mit Firmenkrediten bedeutet.
Fremdkapital steht einem Unternehmen zeitlich befristet zur Verfügung. Es stammt von dritten Kapitalgebern und muss entsprechend zurückgezahlt werden. Die Fremdkapitalgeber werden als „Gläubigerinnen“ und „Gläubiger“ bezeichnet. Fremdkapital selbst wird oft auch „Schuld“ oder „Verbindlichkeit“ genannt.
Es ist das Gegenteil des Eigenkapitals und wird in der Unternehmensbilanz auf der Passivseite gebucht. Geliehenes Fremdkapital muss einem Geldgeber samt Zinsen nach einem vereinbarten Zeitraum zurückgezahlt werden. Dabei wird zwischen kurzfristigem, mittelfristigem und langfristigem Fremdkapital differenziert.
Fremdkapital, das einem Unternehmen nur kurzfristig zur Verfügung gestellt wird, muss binnen eines Jahres zurückgezahlt werden. Eine mittelfristige Verbindlichkeit ist innerhalb von fünf Jahren zu begleichen, während bei langfristigem Fremdkapital Zeiträume von bis zu zehn Jahren oder manchmal noch mehr zur Tilgung zur Verfügung stehen.
Mit Rückzahlung und Zins ist die Schuld in der Regel vollständig abgeleistet – für das verliehene Geld erhält ein Gläubiger kein Mitspracherecht im Unternehmen. Zusammen mit dem Eigenkapital ergibt das Fremdkapital das Gesamtkapital eines Unternehmens. Die Fremdkapitalquote – also der prozentuale Anteil an Fremdmitteln – kann folgendermaßen berechnet werden:
Fremdkapital / Gesamtkapital x 100 = Fremdkapitalquote in Prozent
Je nachdem, wodurch eine Schuld zustande kommt, gibt es vielerlei Formen des Fremdkapitals. Es wird dabei grob in zwei Kategorien unterteilt: Rückstellungen und Verbindlichkeiten gegenüber Dritten. Verbindlichkeiten bilden in der Bilanz eines Unternehmens meist einen der größten Posten, denn hierunter fallen sämtliche Darlehen, Kredite oder sonstigen Fremdfinanzierungs-Formen.
Die sogenannten Rückstellungen werden ebenfalls zum Fremdkapital eines Unternehmens gezählt, auch wenn diese „angenommenen“ Verbindlichkeiten aktuell noch nicht zu zahlen sind. Zu dieser Art des Fremdkapitals zählen Ausgaben, deren Höhe derzeit noch nicht abschätzbar ist. Etwa: künftige Steuern, Pensionsverpflichtungen oder anstehende Provisionen.
Geliehenes Kapital kann in unterschiedlichen Situationen für Liquidität sorgen. Damit lassen sich Ausgaben tätigen, die allein durch Eigenkapital meist nicht realisiert werden können – etwa, wenn Material für neue Aufträge gekauft werden muss oder größere Anschaffungen wie Maschinen anstehen.
Bei einer geschickten Finanzierungsplanung kann überdies der sogenannte Leverage-Effekt – Deutsch: „Hebelwirkung“ – genutzt werden. Sind die Finanzierungskosten nämlich niedriger als die Rendite aus einer Investition, kann es sich lohnen, beispielsweise die Herstellungskosten eines Produktes über Fremdkapital zu realisieren und so mehr Gewinn bei dessen Verkauf zu erzielen.
Fremdkapital kann auch einen Steuervorteil bieten, denn anfallende Zinsen sind häufig steuerlich anrechenbar. Mit der Kapitalart bleiben Unternehmen zudem unabhängiger: Fremdkapitalgeber erwerben in der Regel keinen Anteil am Unternehmen und sind nicht berechtigt, mitzubestimmen oder sich am Gewinn zu beteiligen.
Fremdkapital wird von unterschiedlichen Akteuren angeboten. Geht es um Firmenkredite für mittelständische Unternehmen, treten neben Hausbanken seit einigen Jahren immer stärker auch Online-Kreditplattformen wie Teylor in Erscheinung. Solche Unternehmenskredite sind als mittel- bis langfristige Finanzierung für Anlagevermögen weit verbreitet. Weitere Verwendungszwecke sind beispielsweise Auftragsvorfinanzierungen, Wachstums- oder Investitionsfinanzierungen sowie Skontofinanzierung.
Kontokorrentkredite stellen ebenfalls eine Form der Fremdkapitalfinanzierung dar. Hier wird von einem Kontoinhaber mit seinem Kreditgeber ein Verfügungsrahmen vereinbart, bis zu dessen Höhe er das Konto zeitweilig überziehen darf. Das eignet sich etwa, um im Rahmen der kurzfristigen Liquiditätsplanung auf saisonale Schwankungen zu reagieren.
Unternehmen können Fremdkapital auch in Form einer sogenannten Einkaufsfinanzierung nutzen. Hierbei finanziert ein unabhängiger Finetrader den Kaufpreis für eine Anschaffung vor. Das Unternehmen bezahlt den offenen Betrag inklusive einer Gebühr für die Dienstleistung später an den Zwischenhändler.